Zurück im Erzgebirge - Erkundungsfahrt in die Ukraine 2013
13.08.2013: Nach unserer ersten Nacht in Mostiska frühstückten wir erst einmal typisch ukrainisch - geschmeckt hat es allen sehr gut. Ein Auto stellten wir dann zur Reparatur der Klimaanlage in einer Werkstatt ab, die einen sehr gepflegten und ordentlichen Eindruck auf uns machte.
Dort wartete auch schon der Pfarrer aus Mostiska auf uns, der uns zu unserem Ziel nach Sudowna Wischnja begleitete. Eigentlich erwarteten wir ein Pflegeheim, doch schon am Eingangsschild stand Internat für psychiatrische Erkrankungen.
Die Leiterin des Internats erzählte uns kurz etwas zur Geschichte dieser Einrichtung, um dann mit uns den stationären Bereich zu besichtigen. Im Internat wohnen Menschen aller Altersklassen, die auf Grund Ihrer psychischen Erkrankung nicht mehr von ihren Angehörigen betreut und versorgt werden können. Das Internat wird somit zum Lebensmittelpunkt für die Bewohner.
Die Zimmer, welche wir angeschaut haben, sind sehr klein und sparsam ausgestattet. Mindestens zwei Personen teilen sich einen ca. 8qm großen Raum, der mit zwei Betten und einem Schrank möbliert ist. Es gibt noch Mehrbettzimmer, die ähnlich eingerichtet sind. Diese Zimmer wirkten sehr aufgeräumt, auch fehlten viele persönliche Gegenstände. Die Leiterin konnte uns auch plausibel erklären, warum dies so ist: Das Internat wird über ein staatliches Budget finanziert, das die Kosten für Energie, Wasser, Lebensmittel, etc. allein nicht deckt.
Die Bewohner müssen, sofern sie eine Rente bekommen, diese zur Finanzierung mit heranziehen und die Angehörigen decken den Fehlbetrag zusätzlich mit den Erträgen aus ihrer Landwirtschaft. Für viele persönliche und teilweise selbstverständliche Dinge ist kein Geld mehr übrig. Es mangelt vor allem an Schuhen - einige Bewohner sind wirklich barfuß gelaufen -, Anziehsachen, Matratzen, Bettwäsche, Decken, Betten und Handtüchern. Aber auch Baumaterialien wie Türen und Fenster werden dringend benötigt. Ein Großteil des monatlichen staatlichen Budgets wird zudem durch den enormen Bedarf an Windeln verschlungen, denn es gibt auch eine Krankenstation, wo hauptsächlich ältere Menschen versorgt werden. Unterstützung ist also dringend notwendig, angefangen von den kleinen medizinischen Hilfsmitteln bis hin zur Hilfe bei der Sanierung des Gebäudes.
In den nächsten Wochen werden wir eine Liste erhalten, wo die benötigten Güter noch einmal zusammengefasst sind. Wir möchten im Sommer 2014 die Reise mit einem gut gepackten LKW antreten und bei den Menschen helfen, die sich aus eigener Kraft nicht mehr helfen können.
Aus unserer Sicht gibt es nicht nur im medizinischen Bereich Bedarf an Hilfe, ebenso sind die Bedingungen in der hauseigenen Küche für uns erschreckend und zugleich bemerkenswert. Täglich für ca. 150-200 Personen Frühstück, Mittag und Abendessen zuzubereiten ist schon mal viel Arbeit, aber das ganze ohne technische Hilfsmittel wie Kippbräter, Dünster oder Industriegeschürrspüler grenzt an eine wahre Meisterleistung. Es gibt also viel zu tun!
Unsere Reise war aber mit dieser Besichtigung noch nicht ganz zu Ende. Gern sind wir am Samstag der Einladung zu einer urig ukrainischen Hochzeit gefolgt. Wer denkt, zu Hause schon einmal richtig viel gefeiert und gegessen zu haben, der hat noch keine ukrainische Hochzeit erlebt. Vielen Dank für die Einladung und die enormen Eindrücke, die sicher allen von uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Tja, viel zu schnell war die Zeit vorbei, denn schon am Sonntag Nachmittag traten wir die Heimreise an. Die Rückfahrt verlief, im nun klimatisierten Auto, ohne Zwischenfälle und planmäßig erreichten wir Montag früh gegen 02:00 Uhr das Erzgebirge.
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