Hochwasserhilfe in Sachsen-Anhalt: Ein Erlebnisbericht unserer Wasserwacht im Einsatz im Jerichower Land
14.06.2013: Brechende Deiche, überflutete Dörfer und Städte, Wasserstraßen im wahrsten Sinne des Wortes - dieser Anblick bot sich uns, als wir am vergangenen Wochenende den Landkreis Jerichower Land erreichten.
Christin Auerswald, Cornelia Friedel, Brigitte Beuthner und Axel Blechschmidt von der Wasserwacht des DRK Kreisverbandes Aue-Schwarzenberg e.V. waren bereits am Sonnabend zur Dammsicherung in Lostau eingetroffen. Annette und Andreas Anger sowie Cornelia und Thomas Reißmann stießen am Sonntagabend dazu.
Unser Bootstrupp mit Fließrettern war Teil des Wasserrettungszuges Sachsens, der gemeinsam mit Gruppen aus Niedersachsen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern für Deichbau und -sicherung zu Wasser und zu Land zuständig war.
Wir konnten erfolgreich in Lostau bei der Sicherung eines Bahndammes helfen und haben in einer „Nachtaktion“ in der Gemeinde Jerichow durch Dammbau die Überflutung des Ortes verhindern können.
Die größte Herausforderung stellte für uns der Deichbruch in der Nähe der Schleuse Niegripp (Elbe-Havel-Kanal) bei Hohenwarthe (Ortsteil der Einheitsgemeinde Möser) dar. Hier musste ein Durchbruch von 50m Länge geschlossen werden. Mit dem THW wurden vom Boot aus Bäume gefällt, damit Marinehubschrauber zum Einsatz kommen konnten, um sogenannte „Bigpacks“ (1,3 Tonnen schwere Sandsäcke) zielgenau in den Durchbruch abzuwerfen. Im fließenden Gewässer verbauten dann unsere Fließretter Axel Blechschmidt, Andreas Anger und Thomas Reißmann diese Bigpacks mit kleinen Sandsäcken, die vom Boot oder Land aus transportiert wurden. Der MDR berichtete darüber.
Neben Deichbau und Sicherungsarbeiten kümmerten wir uns auch um die Jüngsten, die durch heulende Martinshörner, permanentes Blaulicht, Fahrzeugkolonnen mit Bootsanhängern eingeschüchtert waren.
Im Laufe unseres Einsatzes erlebten wir Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl und Dankbarkeit auf der einen Seite, Kompetenzgerangel, Hilflosigkeit und Bürokratie auf der anderen Seite.
Wir können nur hoffen, dass den Flutopfern auch weiterhin geholfen wird, damit irgendwann wieder Normalität einzieht, und danken unseren Arbeitgebern, die uns unbürokratisch für die Fluthilfe freistellten.
von Cornelia Reißmann